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Kreisfeuerwehrbereitschaft

KFB Grafschaft Bentheim

Die Kreisfeuerwehrbereitschaft (KFB)

ist eine Einheit des Katastrophenschutzes der Feuerwehren und setzt sich personell aus Kamerad:innen aller Ortsfeuerwehren des Landkreises zusammen. Fahrzeuge, Geräte und Schutzkleidung werden ebenfalls im Einsatzfall aus den örtlichen Feuerwehren in der Bereitschaft zusammengefasst und mit kreiseigenen (Spezial-)Fahrzeugen ergänzt. Komplett aufgestellt ergibt daraus ein sogenannter Verband, bestehend aus einer Führungs-Gruppe und vier (Fach-)Zügen. In Summe sind das bis zu 150 Kräfte mit ca. 30 Einsatzfahrzeugen, die unter einheitlicher Führung als Unterstützung der lokalen Feuerwehren oder zur Übernahme eigener Einsatzabschnitte zum Einsatz kommen. Die Einsatzorte können dabei im eigenen, oder in benachbarten Landkreisen, landes-, oder bundesweit, oder gar im Ausland sein.

Die Grafschaft Bentheim ist, wie jeder Landkreis in Niedersachsen, per Landesgesetz verpflichtet eine KFB aufzustellen und stets einsatzbereit zu unterhalten. Diese Gesetzgebung entstand aus den Lehren aus dem großen Brand in der Lüneburger Heide im Sommer 1975, in dem überregionale Einheiten fehlten oder nicht effektiv in den Einsatz gebracht werden konnten. Das führte dazu, dass das Feuer zu der bis dato größten Brandkatastrophe der BRD anwuchs. Sieben Menschen kamen dabei ums Leben. Am Ende verbrannten 13.000 Hektar Fläche. Das entspricht in etwa der Gesamtfläche der Stadt Nordhorn.

Kreisfeuerwehrbereitschaften kommen dann zum Einsatz, wenn die örtlichen Feuerwehren an ihre Grenzen stoßen, was das räumliche oder zeitliche Ausmaß eines Schadenereignisses betrifft, z.B. bei Deichbrüchen, Schnee- oder Sturmkatastrophen, aber auch Vegetationsbränden oder großen Unfällen.

Seit dem Brand in der Lüneburger Heide hat sich die grundsätzliche Aufstellung von Kreisfeuerwehrbereitschaften in Verbandsstärke vielfach bewährt, z.B. bei der Bewältigung der Elbehochwasser, der Waldbrände im Osten Deutschlands, dem Moorbrand in Meppen, einer ganzen Reihe weiterer Katastrophen und nicht zuletzt der Sturzflut in NRW und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021. Die zunehmenden Ausmaße und Häufigkeiten solcher Einsätze, speziell auch der Vegetationsbrände und Unwetterereignisse haben die Berechtigung, vielmehr die Erfordernis der KFB nochmals untermauert.

Allerdings haben sich die Einsatzarten, -techniken und –taktiken für und in den Feuerwehren seit 1975 stark verändert. Somit steht derzeit eine Reformierung der Regelungen und Strukturen der KFB auf der mittelfristigen Agenda des Landes Niedersachsen. Landeseinheitliche – standardisierte - Einheiten müssen entstehen, die gleichzeitig flexibel und auftragsbezogen aufgestellt werden sollen und sich selbst – mitunter für mehrere Tage – autark verpflegen müssen.

Die Bereitschaft des Landkreises Grafschaft Bentheim war in der Vergangenheit schon mehrfach im Einsatz, z.B. bei den Elbehochwassern, einem Starkregen in Osnabrück und dem Moorbrand in Meppen. Zum Einsatz in NRW gab es eine Alarmierung – einen sog. Marschbefehl. Kurz vor der Verlegung dorthin wurde dieser jedoch für die Grafschafter Bereitschaft aufgehoben, da sich der Bedarf an Hilfe von außerhalb der betroffenen Gebiete, als geringer herausstellte, als zunächst befürchtet.

Aktuell besteht die KFB Grafschaft Bentheim, neben der Führungsgruppe aus drei Einsatzzügen - Wasserförderung, Wassertransport und Technische Hilfe – und einem vierten Zug zur Versorgung und Logistik. Alle Züge werden von je zwei Zugführern geführt und können auch einzeln disponiert werden.  Die Züge sind mit voll ausgebildeten Einsatzkräften und komplett bestückten Fahrzeugen aus den Grafschafter Feuerwehren besetzt und können somit die gesamte Bandbreite aus Retten, Löschen, Bergen und Schützen, der Feuerwehr-Fähigkeiten in den Einsatz bringen. Dennoch sind die Züge so aufgestellt, dass sie für einige Einsatzzwecke besonders ausgelegt sind:

Der Zug Wasserförderung ist auf den Aufbau einer Wasserförderstrecke mit ca. 1.000 Liter bei 4.000 m Länge oder bis zu 12.000 Liter pro Minute über kürzere Distanzen ausgelegt und kommt sowohl zur Löschwasserversorgung, als auch zum Aus- und Abpumpen von überfluteten Bereichen zum Einsatz.

Der Zug Wassertransport setzt sich aus großen und kleinen Tanklöschfahrzeugen zusammen. Er hat derzeit eine Kapazität von über 25.000 Litern in den Löschwasserbehältern der Fahrzeuge und wird zur Löschwasserversorgung im Pendelverkehr eingesetzt, aber auch zur mobilen Brandbekämpfung. Diese Stärke ist gerade bei Vegetationsbränden eine entscheidende Fähigkeit, um sich rasch ausbreitende Flächenbrände schnell einzugrenzen.

Der Zug Technische Hilfeleistung ist für die Erbringung von technischer Hilfeleistung größeren Umfangs ausgelegt. Dies kann erforderlich sein bei den so genannten Flächenlagen, wie Starkregenfälle oder Sturmlagen, bei denen sich viele kleinere Einsatzstellen über eine große Fläche verteilen, aber auch der konzentrierten Hilfeleistung mit technischem Gerät und Know-How bei schweren Unfällen, wie die ICE Katastrophe von Eschede, dem verunfallten Transrapid in Lathen oder nach größeren Explosionen und anderen industriellen Unfällen.

Der Zug Versorgung und Logistik stellt die Einsatzfähigkeit der vorgenannten Züge über längere Dauer und größere Distanzen sicher. Neben der Versorgung mit Essen und Getränken der Einsatzzüge im Feld und in Sammelräumen gehören ebenfalls der Aufbau und Betrieb einer Unterkunft für die Bereitschaft, die Verkehrslenkung, die Versorgung mit Treibstoffen und anderen Verbrauchsmitteln, als auch der grundsätzliche Transport von Gütern, wie zum Beispiel Sandsäcken zum Repertoire dieses Zuges. Seit kurzem gehört auch ein Krankentransportwagen einer Grafschafter Hilfeleistungsorganisation zum Versorgungszug, um medizinische Hilfe für die eigenen Kräfte im Einsatzraum und auf dem Marsch sicherzustellen.

Angeführt wird die Komplettbereitschaft von zwei Bereitschaftsführern, Guido Schroven (Ortsfeuerwehr Neuenhaus) und Ansgar Schwietering (Ortsfeuerwehr Bad Bentheim).

Damit die Zusammenarbeit so vieler Kamerad:innen aus den unterschiedlichsten Feuerwehren im Ernstfall sicher funktioniert, wird jährlich eine große Übung abgehalten, im Wechsel 1-tägig und 2-tägig. Weiterhin werden regelmäßig Weiterbildungen wahrgenommen, zuletzt zu den Themen (Hoch-)Wasserschutz und Deichverteidigung und Vegetationsbrandbekämpfung.